Ein anderes Mal greift sie das Ende der Geschichte der Geschichte um Kore und Demeter wieder auf.
"Die griechischen Sagen sind das GZSZ der Antike. Sex, Liebe, Verwandtschaft, Betrug, Verrat und Mord - es hat alles, und besser als auf RTL." Sie grinst kurz zum Feuer. "Aber viele Geschichten haben einen Kern, den wir Garou kennen sollten: denn die Reiche, die beschrieben werden, existieren in der Umbra; die Heldentaten waren oft nicht die von Menschen, sondern von anderen Wesen, wie den Garou; und die Pakte, die geschlossen werden, sind den unseren so ähnlich, dass wir aus ihnen lernen sollten."
Dann wird ihre Stimme dunkel und seidig, und sie beginnt zu erzählen.
Griechische Sagen: Orpheus und Eurydike
(von Jana / von Echo of the Past)
"Von allen Musen hatte Kalliope die schönste Stimme und ihr Gesang war unübertroffen. Jeder Sänger, ob ein Hirte auf dem Feld oder ein Schausteller im Theater, bat sie um Beistand und ihre Aufmerksamkeit. Aber sie war auch die älteste und weiseste der Musen, die Herrin von Wissenschaft und Lautenspiel, die Schreiberin der Götter und die Muse der Epen und Heldensagen. Es ist nicht verwunderlich, dass von allen Göttern sich Apollo in sie verliebte, der Gesang, Dichtkunst und Musik über alles schätzte. Zwei Söhne wurden den beiden geboren; Linos der eine, der Lehrer des Herakles. Der andere, erstgeborene, war Orpheus und Apollo war so vernarrt in den Jungen, dass er ihm eine ganz besondere Lyra schenkte ? jene erstgeschaffene Lyra, die Hermes erfunden hatte. So war es nicht verwunderlich, dass der Götterbote einer der ersten war, der das Kind besuchte. Es war immerhin sein Neffe, und hatte ein nicht unbeachtliches Geschenk bekommen - und er hatte eine sehr schöne Mutter, wie er nicht zu erwähnen vergaß, um Apollo zu necken.
Von seinem Onkel bekam er die Gabe der Redegewandtheit; von seinen Eltern hatte er die Gabe des Gesangs geerbt, und niemand konnte ihn hierin übertreffen. Orpheus' Stimme betörte Götter, Menschen, Tiere und Pflanzen und Steine und Flüsse änderten ihren Lauf, um zu ihm nahe zu kommen, wenn er sang. Felsen weinten Tränen, wenn er von verlorener Liebe erzählte, wilde Tiere legten sich ihm friedlich zu Füßen und Bäume neigten sich ihm zu, um ihm Schatten zu spenden. Sein Ruhm war unerreicht. Als Iason mit seinen Helden auszog, um das Goldene Vlies zu gewinnen, wussten sie, dass sie einen Sänger brauchten, der ihre Geschichte erzählte. So holten sie Orpheus zu sich auf die Argo, das schnellste Schiff, das je gesegelt ist. Neben allen Wundern, die geschahen, und allen Heldentaten muss doch vermerkt sein ? ohne den Gesang des Orpheus wären sie alle verloren gewesen, denn nur er besänftigte das tobende Meer und übertönte den Lockruf der Sirenen.
Als sie siegreich zurückkehrten, ging er in seine Heimat Thrakien zurück, weit im Norden Griechenlandes, denn dort wartete jemand auf ihn. Die Menschen kennen sie als Nymphe, als Geist, der sterblich ist und doch viel mächtiger als ein Mensch es sein könnte; als ein Wesen, das zwischen den Welten wandelt und das Tod und Leben bringt, die Garou aber...", der Satz bleibt offen, sollen ihre Zuhörer sich selbst denken, was zu denken ist.
"Ihr Name war Eurydike - die weithin Richtende, und ihr Beiname Agriope - die mit dem wilden Gesicht. Sie war wild, wie sie schön war; ihr Wesen hatte Orpheus gelockt, viele Lieder über sie zu schreiben, aber seine Weisheit und seine Wortgewandtheit gewannen ihr Herz und ihre Liebe. Wie hätte es auch anders sein können? Ihr Schicksal war es, dass der Sohn Apolls ihr nicht widerstehen konnte. Doch "Schicksal" ist ein wankelmütiges Weib.
Kyrene war eine Nymphe wie Eurydike, doch viel wilder und viel unbeugsamer und von edelstem Blut; Schwert und Axt waren ihre Waffen und sie schützte die berühmten edlen Pferde, die ihr Vater Hypseus auf den grünen Weiden Laptiths grasen ließ. Mit bloßen Händen rang sie als Mädchen einen jungen Löwen nieder, der sich an ihren Schützlingen vergreifen wollte. Apollo, der gerade Pferde für seine Herden aussuchte, beobachtete den Kampf und entbrannte in Bewunderung für die schöne Kämpferin, und bald gebar sie ihm den Aristaios.
Auch Aristaios war Apollos Stolz, und als dessen Bruder Hermes kam, um den Jungen kennenzulernen - mit vorsichtigeren Worten als bei Kalliope, denn er kannte Kyrenes Temperament - da nahm Apollo Hermes besorgt beiseite. Denn der Gott der Hellsicht hatte gesehen, dass dem Jungen ein schlimmes Schicksal bevorstand: Er würde gewöhnlich sein. Ein normaler Sterblicher, ohne einen Funken der Göttlichkeit seines Vater oder eines Tropfens der Stärke seiner Mutter. Einen frühen Tod, ein tragisches Schicksal - all das hätte Apoll hinnehmen können, aber nicht Mittelmaß, und noch mehr als der Vater war es die Mutter, die dies nicht akzeptieren konnte.
Und so beauftragte der Gott der Weissagung den Trickster unter den Göttern, das Schicksal des Kindes zu ändern. Zu Thallo, Auxo und Karpo sollte Hermes den Jungen bringen, zu den Horen, den Göttinnen der Zeit. Denn die Moiren - die Göttinnen, die das Schicksal bemaßen, die bei den Wikingern Nornen hießen - ließen sich in ihren Webkünsten nicht gern beeinflussen. Die Horen aber waren Demeter untertan... und wenn sie ihren Lauf ein wenig änderten, so änderten sich die Sterne und die Moiren mussten ein anderes Schicksal vergeben.
Hermes versuchte seinem Bruder den Plan auszureden, doch Apoll ist stolz, und es war sein Sohn. Apollo sandte den Götterboten aus, die Worte zu überbringen, und Hermes folgte pflichtbewusst dem Willen seines älteren Bruders. Demeter gestattete ihm den Wunsch, die Horen änderten den Lauf der Sterne, die Sterne lesend änderten die Moiren das Schicksal und bemaßen das Lebensmuster neu und Hermes brachte den Jungen zu Gaia, die ihm Nektar auf die Lippen träufelte und ihn zu einem Gott machte statt zu einem Sterblichen. Gott der Imkerei und der Schafzucht Gott der Jagd und des Olivenbaus. Ein ländlicher Mann, der in seiner Heimat waltete und sich die Göttlichkeit zu verdienen suchte.
Der Liebe wegen ging er nach Theben, der großen Stadt, wo er die Königstochter heiratete und mit ihr drei Söhne hatte. Sein Lieblingssohn aber beobachtete Artemis beim Baden, und als die jungfräuliche Jägerin dies merkte, verwandelte sie ihn in einen Hirschen, der von seinen eigenen Hunden zerrissen wurde.
Vielleicht war es dieses Schicksal, das ihn von seiner Frau entzweite. Er strich mehr und mehr durch die Länder... und eines Tages sah er Eurydike und begehrte sie. Es war ihr Schicksal, dass ein Sohn Apolls nicht von ihr lassen könnte.
Eurydike floh. Sie rannte davon und fast entkam sie, als Schmerz sie durchfuhr - sie blickte an sich herab und sah nun erst die Schlange, auf die sie getreten war. Fest hatte das sterbende Tier sich in ihr Bein verbissen und riss sie mit in den Tod. Aristaios, der sie erreichte, als sie zu Boden sank, flehte seinen Vater an, doch vergeblich. Die Heilkunst der Götter reichte nicht, um die Frau des Orpheus zu retten. Sie starb und wurde ein Schatten in Hades' Reich.
Als Orpheus seine Frau fand, war ihre Seele lang vergangen. Laut klagend rief er nach seinem Vater Apoll und nach seinem Onkel Hermes, und so erfuhr er, wie seine Frau gestorben war, um ihre Ehre zu retten. Hermes sah, wie sich die Fäden des Schicksals verändert hatten, und es gefiel ihm nicht - er hatte nichts gegen die Trickserei, doch Apollo hatte zuviel verlangt. Nun tröstete er Orpheus und besprach mit ihm einen Plan. Hades war alles andere als sein liebster Verwandter, und die Aussicht, ihm die Seele der schönen Nymphe zu stehlen, verlockte ihn ebenso sehr wie der Wunsch, seinem Neffen beizustehen.
Orpheus ergriff seine Laute und begann zu singen. Er folgte Hermes, der ihm den Weg zum Eingang des Hades zeigte, und spielte so lieblich, dass alles Leben innehielt. Als Hermes verschwunden war, sang er noch immer, und setzte mit dem Kahn des alten Charon auf die Seite der Toten über; aber er spielte so ergreifend, dass selbst der Alte seinen Nachen verließ und ihm folgte. Cerberus verstummte, um Orpheus zu lauschen und trottete ihm nach, brav wie ein Lamm, und die Verdammten hatten Ruhe von ihren Qualen, als Orpheus vor Hades und Persephone trat und nichts anderes tat als von seiner verlorenen Liebe zu singen. Persephone, die sich noch immer nach dem Leben sehnte, weinte bittere Tränen und flehte Hades an, Eurydike gehen zu lassen; und um ihretwillen ließ er sich erweichen. Er rief die Seele der Nymphe herbei, kaum mehr als ein Schatten, und doch erkannte Orpheus seine geliebte Frau. Doch noch durfte er sie nicht berühren, denn Leben und Tod sind getrennt auch im Reich des Todes. Oprheus durfte den Hades verlassen, und Eurydike durfte ihm folgen. Doch so blind, wie er seinem Lautenspiel vertraut hatte, als er nichts zu verlieren hatte, so blind musste er nun vertrauen, das war Hades Bedingung: Orpheus musste vorangehen und durfte sich nicht umdrehen.
Schritt um Schritt kehrten sie zurück. Sie folgte dem Spiel seiner Laute und sang leise dazu, ihre Stimme kaum mehr als ein Wispern, nur Wind in den Zweigen unsichtbarer Bäume, aber genug für seine Ohren. Sie überquerten die Bächlein, die alle in die Flüsse der Toten münden; sie stiegen hinauf und hinauf, dem noch ungesehenen Licht entgegen. Doch Hades hatte nicht vor, Eurydike gehen zu lassen und als sie eine Brücke überquerten, da legte er die Stille des Todes über sie. Direkt hinter Orpheus lief sie, doch dieser vernahm ihre Schritte nicht mehr. Zaghaft, dann voller Angst rief er ihren Namen, streckte er die Hand nach hinten, vergaß er das Lautenspiel, doch nichts - sie konnte ihn nicht berühren, und ihre Worte erreichten ihn nicht mehr, und zuletzt drehte er sich um, sah ihr Gesicht vor sich - und dann nimmermehr. Sie verblasste vor seinen Augen und verflog in die Schatten, und er wusste, dass sie für immer verloren war."
Vi löst sich aus ihrer eigenen Geschichte und kehrt zurück ins Hier und Jetzt. "Es gibt dieses Reich wirklich. Es gibt Garou, die hindurch mussten, ohne sich umzusehen; eine der schlimmsten Prüfungen, die man sich vorstellen kann. Und eine, die im Rudel besser zu bestehen ist."
"Die griechischen Sagen sind das GZSZ der Antike. Sex, Liebe, Verwandtschaft, Betrug, Verrat und Mord - es hat alles, und besser als auf RTL." Sie grinst kurz zum Feuer. "Aber viele Geschichten haben einen Kern, den wir Garou kennen sollten: denn die Reiche, die beschrieben werden, existieren in der Umbra; die Heldentaten waren oft nicht die von Menschen, sondern von anderen Wesen, wie den Garou; und die Pakte, die geschlossen werden, sind den unseren so ähnlich, dass wir aus ihnen lernen sollten."
Dann wird ihre Stimme dunkel und seidig, und sie beginnt zu erzählen.
Griechische Sagen: Orpheus und Eurydike
(von Jana / von Echo of the Past)
"Von allen Musen hatte Kalliope die schönste Stimme und ihr Gesang war unübertroffen. Jeder Sänger, ob ein Hirte auf dem Feld oder ein Schausteller im Theater, bat sie um Beistand und ihre Aufmerksamkeit. Aber sie war auch die älteste und weiseste der Musen, die Herrin von Wissenschaft und Lautenspiel, die Schreiberin der Götter und die Muse der Epen und Heldensagen. Es ist nicht verwunderlich, dass von allen Göttern sich Apollo in sie verliebte, der Gesang, Dichtkunst und Musik über alles schätzte. Zwei Söhne wurden den beiden geboren; Linos der eine, der Lehrer des Herakles. Der andere, erstgeborene, war Orpheus und Apollo war so vernarrt in den Jungen, dass er ihm eine ganz besondere Lyra schenkte ? jene erstgeschaffene Lyra, die Hermes erfunden hatte. So war es nicht verwunderlich, dass der Götterbote einer der ersten war, der das Kind besuchte. Es war immerhin sein Neffe, und hatte ein nicht unbeachtliches Geschenk bekommen - und er hatte eine sehr schöne Mutter, wie er nicht zu erwähnen vergaß, um Apollo zu necken.
Von seinem Onkel bekam er die Gabe der Redegewandtheit; von seinen Eltern hatte er die Gabe des Gesangs geerbt, und niemand konnte ihn hierin übertreffen. Orpheus' Stimme betörte Götter, Menschen, Tiere und Pflanzen und Steine und Flüsse änderten ihren Lauf, um zu ihm nahe zu kommen, wenn er sang. Felsen weinten Tränen, wenn er von verlorener Liebe erzählte, wilde Tiere legten sich ihm friedlich zu Füßen und Bäume neigten sich ihm zu, um ihm Schatten zu spenden. Sein Ruhm war unerreicht. Als Iason mit seinen Helden auszog, um das Goldene Vlies zu gewinnen, wussten sie, dass sie einen Sänger brauchten, der ihre Geschichte erzählte. So holten sie Orpheus zu sich auf die Argo, das schnellste Schiff, das je gesegelt ist. Neben allen Wundern, die geschahen, und allen Heldentaten muss doch vermerkt sein ? ohne den Gesang des Orpheus wären sie alle verloren gewesen, denn nur er besänftigte das tobende Meer und übertönte den Lockruf der Sirenen.
Als sie siegreich zurückkehrten, ging er in seine Heimat Thrakien zurück, weit im Norden Griechenlandes, denn dort wartete jemand auf ihn. Die Menschen kennen sie als Nymphe, als Geist, der sterblich ist und doch viel mächtiger als ein Mensch es sein könnte; als ein Wesen, das zwischen den Welten wandelt und das Tod und Leben bringt, die Garou aber...", der Satz bleibt offen, sollen ihre Zuhörer sich selbst denken, was zu denken ist.
"Ihr Name war Eurydike - die weithin Richtende, und ihr Beiname Agriope - die mit dem wilden Gesicht. Sie war wild, wie sie schön war; ihr Wesen hatte Orpheus gelockt, viele Lieder über sie zu schreiben, aber seine Weisheit und seine Wortgewandtheit gewannen ihr Herz und ihre Liebe. Wie hätte es auch anders sein können? Ihr Schicksal war es, dass der Sohn Apolls ihr nicht widerstehen konnte. Doch "Schicksal" ist ein wankelmütiges Weib.
Kyrene war eine Nymphe wie Eurydike, doch viel wilder und viel unbeugsamer und von edelstem Blut; Schwert und Axt waren ihre Waffen und sie schützte die berühmten edlen Pferde, die ihr Vater Hypseus auf den grünen Weiden Laptiths grasen ließ. Mit bloßen Händen rang sie als Mädchen einen jungen Löwen nieder, der sich an ihren Schützlingen vergreifen wollte. Apollo, der gerade Pferde für seine Herden aussuchte, beobachtete den Kampf und entbrannte in Bewunderung für die schöne Kämpferin, und bald gebar sie ihm den Aristaios.
Auch Aristaios war Apollos Stolz, und als dessen Bruder Hermes kam, um den Jungen kennenzulernen - mit vorsichtigeren Worten als bei Kalliope, denn er kannte Kyrenes Temperament - da nahm Apollo Hermes besorgt beiseite. Denn der Gott der Hellsicht hatte gesehen, dass dem Jungen ein schlimmes Schicksal bevorstand: Er würde gewöhnlich sein. Ein normaler Sterblicher, ohne einen Funken der Göttlichkeit seines Vater oder eines Tropfens der Stärke seiner Mutter. Einen frühen Tod, ein tragisches Schicksal - all das hätte Apoll hinnehmen können, aber nicht Mittelmaß, und noch mehr als der Vater war es die Mutter, die dies nicht akzeptieren konnte.
Und so beauftragte der Gott der Weissagung den Trickster unter den Göttern, das Schicksal des Kindes zu ändern. Zu Thallo, Auxo und Karpo sollte Hermes den Jungen bringen, zu den Horen, den Göttinnen der Zeit. Denn die Moiren - die Göttinnen, die das Schicksal bemaßen, die bei den Wikingern Nornen hießen - ließen sich in ihren Webkünsten nicht gern beeinflussen. Die Horen aber waren Demeter untertan... und wenn sie ihren Lauf ein wenig änderten, so änderten sich die Sterne und die Moiren mussten ein anderes Schicksal vergeben.
Hermes versuchte seinem Bruder den Plan auszureden, doch Apoll ist stolz, und es war sein Sohn. Apollo sandte den Götterboten aus, die Worte zu überbringen, und Hermes folgte pflichtbewusst dem Willen seines älteren Bruders. Demeter gestattete ihm den Wunsch, die Horen änderten den Lauf der Sterne, die Sterne lesend änderten die Moiren das Schicksal und bemaßen das Lebensmuster neu und Hermes brachte den Jungen zu Gaia, die ihm Nektar auf die Lippen träufelte und ihn zu einem Gott machte statt zu einem Sterblichen. Gott der Imkerei und der Schafzucht Gott der Jagd und des Olivenbaus. Ein ländlicher Mann, der in seiner Heimat waltete und sich die Göttlichkeit zu verdienen suchte.
Der Liebe wegen ging er nach Theben, der großen Stadt, wo er die Königstochter heiratete und mit ihr drei Söhne hatte. Sein Lieblingssohn aber beobachtete Artemis beim Baden, und als die jungfräuliche Jägerin dies merkte, verwandelte sie ihn in einen Hirschen, der von seinen eigenen Hunden zerrissen wurde.
Vielleicht war es dieses Schicksal, das ihn von seiner Frau entzweite. Er strich mehr und mehr durch die Länder... und eines Tages sah er Eurydike und begehrte sie. Es war ihr Schicksal, dass ein Sohn Apolls nicht von ihr lassen könnte.
Eurydike floh. Sie rannte davon und fast entkam sie, als Schmerz sie durchfuhr - sie blickte an sich herab und sah nun erst die Schlange, auf die sie getreten war. Fest hatte das sterbende Tier sich in ihr Bein verbissen und riss sie mit in den Tod. Aristaios, der sie erreichte, als sie zu Boden sank, flehte seinen Vater an, doch vergeblich. Die Heilkunst der Götter reichte nicht, um die Frau des Orpheus zu retten. Sie starb und wurde ein Schatten in Hades' Reich.
Als Orpheus seine Frau fand, war ihre Seele lang vergangen. Laut klagend rief er nach seinem Vater Apoll und nach seinem Onkel Hermes, und so erfuhr er, wie seine Frau gestorben war, um ihre Ehre zu retten. Hermes sah, wie sich die Fäden des Schicksals verändert hatten, und es gefiel ihm nicht - er hatte nichts gegen die Trickserei, doch Apollo hatte zuviel verlangt. Nun tröstete er Orpheus und besprach mit ihm einen Plan. Hades war alles andere als sein liebster Verwandter, und die Aussicht, ihm die Seele der schönen Nymphe zu stehlen, verlockte ihn ebenso sehr wie der Wunsch, seinem Neffen beizustehen.
Orpheus ergriff seine Laute und begann zu singen. Er folgte Hermes, der ihm den Weg zum Eingang des Hades zeigte, und spielte so lieblich, dass alles Leben innehielt. Als Hermes verschwunden war, sang er noch immer, und setzte mit dem Kahn des alten Charon auf die Seite der Toten über; aber er spielte so ergreifend, dass selbst der Alte seinen Nachen verließ und ihm folgte. Cerberus verstummte, um Orpheus zu lauschen und trottete ihm nach, brav wie ein Lamm, und die Verdammten hatten Ruhe von ihren Qualen, als Orpheus vor Hades und Persephone trat und nichts anderes tat als von seiner verlorenen Liebe zu singen. Persephone, die sich noch immer nach dem Leben sehnte, weinte bittere Tränen und flehte Hades an, Eurydike gehen zu lassen; und um ihretwillen ließ er sich erweichen. Er rief die Seele der Nymphe herbei, kaum mehr als ein Schatten, und doch erkannte Orpheus seine geliebte Frau. Doch noch durfte er sie nicht berühren, denn Leben und Tod sind getrennt auch im Reich des Todes. Oprheus durfte den Hades verlassen, und Eurydike durfte ihm folgen. Doch so blind, wie er seinem Lautenspiel vertraut hatte, als er nichts zu verlieren hatte, so blind musste er nun vertrauen, das war Hades Bedingung: Orpheus musste vorangehen und durfte sich nicht umdrehen.
Schritt um Schritt kehrten sie zurück. Sie folgte dem Spiel seiner Laute und sang leise dazu, ihre Stimme kaum mehr als ein Wispern, nur Wind in den Zweigen unsichtbarer Bäume, aber genug für seine Ohren. Sie überquerten die Bächlein, die alle in die Flüsse der Toten münden; sie stiegen hinauf und hinauf, dem noch ungesehenen Licht entgegen. Doch Hades hatte nicht vor, Eurydike gehen zu lassen und als sie eine Brücke überquerten, da legte er die Stille des Todes über sie. Direkt hinter Orpheus lief sie, doch dieser vernahm ihre Schritte nicht mehr. Zaghaft, dann voller Angst rief er ihren Namen, streckte er die Hand nach hinten, vergaß er das Lautenspiel, doch nichts - sie konnte ihn nicht berühren, und ihre Worte erreichten ihn nicht mehr, und zuletzt drehte er sich um, sah ihr Gesicht vor sich - und dann nimmermehr. Sie verblasste vor seinen Augen und verflog in die Schatten, und er wusste, dass sie für immer verloren war."
Vi löst sich aus ihrer eigenen Geschichte und kehrt zurück ins Hier und Jetzt. "Es gibt dieses Reich wirklich. Es gibt Garou, die hindurch mussten, ohne sich umzusehen; eine der schlimmsten Prüfungen, die man sich vorstellen kann. Und eine, die im Rudel besser zu bestehen ist."
Echo of the Past, bei den Menschen unter dem aufsteigenden Dreiviertelmond geborenen, Adren der Fianna, Alpha der Septe Dodenwacht, Alpha der Sucher der Wahrheit unter Eule.
Vi reicht.
Vi reicht.